Im Laufe unseres Lebens werden wir immer wieder mit dem Gehen und Vergehen, mit Abschied und Sterben konfrontiert. Leider ist der Umgang mit diesem so wichtigen Thema in unserer heutigen Zeit ein Tabu geworden. Früher, zu Zeiten unserer Urgroßeltern, war es noch gang und gäbe, von Verstorbenen direkt und zuhause Abschied zu nehmen.
Durch diese Veränderung im Umgang mit dem Sterben und den Verstorbenen, hat sich eine gewisse Distanz ergeben, die wir ungern überwinden wollen. Wir halten uns dieses Thema am liebsten auf Abstand.
Es gibt verschiedenste Gründe, warum die meisten Menschen den Tod eines geliebten Menschen nicht überwinden und lebenslang darunter leiden.
Hier die wichtigsten fünf Gründe:
1. Wir verknüpfen unsere Erwartungen an das Leben der/des Anderen
Wir gehen eine Bindung zu diesem Menschen ein. Eine Bindung, die durch den Tod abrupt abgeschnitten wird und nicht von uns selbst gelöst wird, wie das bei einer Trennung der Fall ist. Diese Bindung bewusst zu lösen und die volle Verantwortung für unser Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, erfordert eine Entscheidung und Selbstvertrauen. Im wahrsten Worte – Vertrauen in uns Selbst. Das macht vielen von uns Angst und damit passiert auf lange Zeit nichts.
2. Wir verharren im Schock und in der Verleugnung
Sollte uns der Tod eines geliebten Menschen plötzlich und unerwartet treffen, wie zum Beispiel durch einen Unfall, stehen wir verständlicherweise unter
Schock. Die Starre, die wir empfinden, lähmt Körper und Verstand. Wir wollen es nicht wahrhaben. Das kann doch nicht sein! Sofern der Verstorbene Mensch nicht in unserem direkten Umfeld und in unserer Nähe lebte, gaukelt uns unser Innerstes gerne vor, dass doch alles so sei, wie immer. Also wie früher, Die- oder Derjenige ist immer noch da, nur eben nicht hier.
3. Wir idealisieren den geliebten Menschen
Alles soll so bleiben, wie es immer war. Die Kleider hängen noch an der Garderobe, die Schuhe bereit zum Hineinschlüpfen, die Zahnbürste steht am Waschtisch und die persönlichen Gegenstände bleiben an Ort und Stelle liegen. Es sieht so aus, als sei die/der Verstorbene nur kurz aus dem Haus gegangen. So, als komme sie/er jeden Moment wieder zurück. Das eigene Leben findet keine Veränderung, obwohl sich die einschneidenste Veränderung ereignet hat, die man sich nur vorstellen kann. Sei es der/die Partner/in oder, noch härter und einschneidender, das eigene Kind. Das Kinderzimmer bleibt unverändert, das Lieblingskuscheltier wartet nur darauf, dass es wieder geschmust wird.
4. Wir bekommen Aufmerksamkeit und Zuwendung
Durch den Verlust des geliebten Menschen, erfahren wir Zuneigung und Mitgefühl von Familie, Freunden und Kollegen etc. Wir erhalten Aufmerksamkeit und Unterstützung. Der eine nimmt uns Besorgungen ab, die Andere bringt uns eine Suppe vorbei, wir erhalten Besuch und Einladungen, damit wir nicht alleine sind. Manch eine/r genießt das so, dass sie/er es nicht mehr missen möchte. Es ist eine Aufmerksamkeit, die womöglich mit dem Verstorbenen gar nicht in dieser Intensität vorhanden war. Man bleibt die/der Betroffene und Hilflose, weil es sich gut und leicht anfühlt, sich nicht anstrengen zu müssen um überhaupt einmal auf den eigenen Beinen zu stehen. Man macht es sich unter diesen Umständen so bequem wie möglich.
5. Wir scheuen die Veränderung
Das Leben ist eine stetige Veränderung; das ist uns jedoch oft gar nicht so bewusst. Viele leben ein Leben in gleichmäßigem Rhythmus und festen Abläufen. Grundsätzlich ist hat das einige Vorzüge. Jedoch im Falle des Verlustes eines geliebten Menschen liegt solch ein tiefer Umbruch und Einschnitt vor, dass uns das Leben eine neue Richtung vorgibt. Wenn wir uns dieser nicht stellen können oder wollen, dann bleiben wir im Stillstand und vertrauen nicht, dass das Leben für uns doch noch einiges Neues zu bieten hat. Der erste Schritt zur Veränderung ist der wichtigste Step. Dennoch scheuen wir ihn.
Unser Leben hat nach diesem Schicksalsschlag eine neue Wende genommen, ob wir das wollen oder nicht. Daher ist es wichtig mutig neue Schritte zu gehen und unser Leben wieder freudvoll und mit Leichtigkeit zu leben.
Denn das ist es, was sich die/der Verstorbene für uns wünscht.
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